Die German Farm Consulting GmbH & Co KG (GFC), Fahrdorf, hat gemeinsam mit der ADT Project Consulting GmbH, Bonn, im Rahmen des deutsch-chinesischen Kooperationsprojekts zur Weiterentwicklung der Tierzucht und Tierhaltung in China in der 35. Kalenderwoche ein Webinar abgehalten – „Die Antibiotika-freie Fütterung von Schweinen“. Rund 100 Teilnehmer, sieben Referenten, die Vertreter der Landwirtschaftsministerien beider Länder und Fachdolmetscher*innen wurden an zwei Vormittagen via ZOOM zugeschaltet. Dr. Jörg Krapoth, Geschäftsführer GFC, und Langzeitmitarbeiter ADT in China M. Sc. Henrik Delfs leiteten das Webinar von Wahlstedt aus.
Die chinesische Regierung hat sich ab 1.1.2020 für ein gesetzliches Verbot antibiotischer Wachstumsförderer ausgesprochen. Der Vortrag von Frau Dr. Li Jiao (NAHS, National Animal Husbandry Service) beschrieb detailliert die Anforderungen der Gesetze und Vorschriften zur Anwendung der Antibiotika in der Tierhaltung. Restbestände müssen bis 31.12.2020 verbraucht sein. Als Ersatzmöglichkeiten werden die traditionelle chinesische Medizin genannt, Enzyme, Probiotika, antibakterielle Peptide, pflanzliche Öle und andere. Dazu wurde und wird aktuell geforscht. Ziel sei es, eine stabile und gesunde Tierhaltung in China zu erreichen.
Hauke Hohnhorst, Big Dutchman Int. GmbH, referierte zu „Umbaumaßnahmen in Altställen zur besseren Lüftung und Haltung von Tieren und deren Gesundheit“. Er wies auf die Klimafaktoren mit Grenzwerten im Stall hin und den Einfluss einer effizienten Lüftung auf die Tiergesundheit. Optimale Bedingungen seien Voraussetzungen für gesunde Tiere, die keine Antibiotika benötigen.
Anschließend erörterte Dr. Ulrich Presuhn (GFC) das „Batchmanagement in schweinehaltenden Betrieben, um Infektionsketten zu unterbrechen“. Das strukturelle Arbeiten ist Basis für einen klaren Betriebsablauf und die Planung der Mitarbeiter. Produktionsgruppen erlauben eine verbesserte Hygiene, Keimverschleppungen werden unterbunden. Die dadurch bessere Gesundheit der Tiere erfordere weniger Medikamente und die Tiere erbringen bessere Leistungen.
Der amtliche Tierarzt und Schweineexperte Dr. Dieter Mischok teilte im Bericht „Von der Antibiotika-Fütterung zur Einzeltierbehandlung“ mit, dass der Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung überwiegend der Kontrolle bakterieller Erkrankungen gilt. Während man früher Antibiotika über Futter und Trinkwasser verabreichte, geht die Tendenz heute zur Einzeltier- oder Buchtenbehandlung. Anwendungsindikation und Strategie erfordern die Keimartbestimmung und Antibiogramm – Resistenztest und Auswahl des Antibiotikums. Resistente Bakterien können vom Tier zum Menschen gelangen. Problemlösungen liegen in der Nutzung bewährter Genetik, gutem Futter und sauberem Wasser. Regelmäßige Schlachtkörperchecks sind wichtig und Tiergesundheitsscreenings. Auf Hygiene und Biosicherheit muss geachtet werden sowie die Gesunderhaltung durch Impfungen, pH-Wert-Senkung im Darm und Probiotika, Therapie nach Antibiogramm. Dazu gehöre eine Personalschulung auf Krankheits-Signale als Früherkennung. Generell ist eine Antibiotikareduktion machbar, ein Antibiotikaverzicht aber derzeit nicht möglich aufgrund der Therapienotwendigkeit bakterieller Infektionen, der Verhinderung bakterieller Krankheitsausbreitung und Tierseuchen und zur Vermeidung der Übertragung von Zoonose-Erregern auf den Menschen.
Jan Nevermann, Geschäftsführer Menno Chemie, hielt einen Vortrag über „Tierwaschen: Antibiotikareduktion in der Schweinehaltung“. Ein gutes Hygiene-Management beinhaltet unter anderem die Waschung von Ferkeln und Sauen mit einem hautverträglichen und pflegenden Tierwaschmittel. Anwendungen in praktischen Betrieben ergaben, dass Erkrankungen mit Staphylokokkus Hycus (Ferkelruß) unbedeutend werden, Streptokokken-Meningitis um 60 bis 70 Prozent reduziert wird und dass der Antibiotika-Einsatz bei den Ferkeln um 80 Prozent zurück ging. Es trat deutlich weniger Kannibalismus auf und der Keimdruck hatte deutlich abgenommen, auch Panaritium und Arthritis gingen zurück. Die Klauengesundheit wurde erheblich gefördert.
Der Spezialist für Schweineernährung Manfred Schönleben, SANO-Moderne Tierernährung GmbH, schilderte die „Antibiotikafreie Fütterung – Erfahrung aus Deutschland und Umsetzung in China“. Eine optimal ernährte Sau liefere den Grundstock für den erfolgreichen Start ins Leben für die Ferkel und das preiswerteste Futtermittel – die Sauenmilch. Die Ernährung biete eine Unterstützung der Entwicklung des Verdauungstraktes über ausreichendes Kolostrum, Sauenmilch und eine Zusatzfütterung, um das Immunsystem ausbilden zu können, das angepasste enzymatische Training in der Säuge-Phase und ein stressfreies Absetzen. Dies alles unterstützt die Ausprägung eines stabilen Immunsystems. Mit funktionalen Komponenten, wie zum Beispiel den Fettsäuren, Säuren und Salzen kann man Einfluss auf die Gesundheit des Verdauungstraktes nehmen und nutzt deren antibiotischen Effekt. Prä- und probiotische Stoffe unterstützten die Barriere-Funktion im Verdauungstrakt.
Henrik Delfs berichtete von den „Erfahrungen mit 12 Monaten Anwendung der Regeln zur Antibiotika-freien Fütterung“. Voraussetzungen waren ein funktionierendes Hygiene-Konzept, von Beginn an gesunde Tiere und deren Gesunderhaltung. Auf dem Demobetrieb Yifa wurden zur Neubelegung alle Voraussetzungen geschaffen, um keine Antibiotika präventiv einzusetzen.
Die Farm wurde komplett geleert, grundlegend gereinigt und desinfiziert. Es erfolgte eine strikte Abtrennung der Farm. Außenkontakte wurden durch Organisation der Transporte minimiert und die zukünftigen Transporte (Tier, Futter, Material und Menschen) schon früh gesteuert. Checkpoints wurden errichtet und ein mehrstufiges Biosicherheitssystem errichtet. Auch erfolgte eine kontinuierliche Schädlingsbekämpfung vor Beginn der Wiederbelegung und danach. Das Tiermaterial stammte aus hochgesunden Herkunftsbetrieben. Die Schweine wurden vor und nach der Ankunft (Blutproben) untersucht. Eine Quarantäne der Schweine fand in den entsprechenden Altersgruppen statt. Die Sauen wurden durch Impfungen grundimmunisiert und täglich beobachtet. Die Farm wurde halb belegt und die einzelnen Produktionsbereiche voneinander abgegrenzt, ein 3-Wochenrhythmus etabliert. Die Mitarbeiter hatten Zeit, die Abläufe zu lernen und sich auf die Tiere zu konzentrieren. Das Stallpersonal in den einzelnen Produktionsbereichen wurde intensiv geschult. Eine Fütterungsberatung erfolgte durch ein internationales Fütterungsunternehmen. Erste Ergebnisse zeigen eine durchschnittliche Abferkelrate von 92 Prozent, 13, 2 lebend geborenen Ferkel pro Wurf, eine Überlebensrate der geborenen Ferkel von 94 Prozent und in der Aufzucht von 98 Prozent.
Aufgaben für die Zukunft sind nach Delfs die Aufrechterhaltung der Biosicherheit, die Aufstockung von 3000 auf 5000 Sauen, mehr Arbeitskräfte, mehr Kontakte mit der Außenwelt und die Entwicklung eines wirksamen und lückenlosen Überwachungs- und Kontrollsystems, um den hohen Gesundheitsstatus der Herde zu erhalten.
Abschließend ergänzte Dr. Krapoth, dass der Betrieb Yifa nach systematischer Sanierung eine Leistungssteigerung von 30 Prozent verzeichnen kann, die sich innerhalb von zwei Jahren bezahlt machen wird.
GFC / kth